Die Lattensenker

Nach den ursprünglichen strengen Regeln der evidenzbasierten Medizin können eigentlich nur prospektive Studien die höchste Evidenzstufe erreichen. Gegen diese harte Linie hat 2009 eine Gruppe aus drei US-Forschern aufbegehrt – mit einem wissenschaftlichen Aufsatz, auf den sich die Fachwelt heute oft bezieht. Dieser Vorschlag gilt für Biomarker, die für eine Therapieentscheidung herangezogen werden sollen. Der Biometriker Richard Simon, der Pathologe Soonmyung Paik und der Gynäkologe Daniel Hayes beschreiben in ihrem Artikel, wie eine Studie an archiviertem Tumorgewebe den höchsten Evidenzlevel erreichen könne – wenn sie bestimmte Kriterien erfüllt. Damit sind die retrospektiv-prospektiven Studien gemeint. Mehrere internationale Leitlinienkommissionen haben diese Vorschläge übernommen, seit 2013 orientiert sich auch die AGO an dem Papier.