Was heißt schon personalisiert?

Unter einer „Person“ versteht man landläufig etwas Ganzheitliches, den ganzen Menschen eben mit all seinen Eigenschaften. Darum halten manche den Begriff der „personalisierten Medizin“ für irreführend, da es hier erst einmal nicht um das große Ganze geht, sondern um die allerkleinsten Details der Molekularbiologie. Minimale Bauplanänderungen auf der Ebene der Gene und Proteine, die beeinflussen, wie anfällig man für eine Krankheit ist, wie sie verläuft und auf welche Medikamente sie anspricht.

Zum Beispiel werden Brustkrebstumoren darauf getestet, ob auf ihnen ein Botenstoffrezeptor namens HER2 besonders häufig ausgebildet wird – dann nämlich kann dieser Tumor mit dem künstlichen Antikörper Herceptin behandelt werden, der die HER2-Rezeptoren blockiert und damit das Tumorwachstum behindert.

Man spricht in diesem Zusammenhang auch von „maßgeschneiderter“, „individualisierter“ oder „Präzisionsmedizin“. Laut dem Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) sind in Deutschland 42 solcher Wirkstoffe verfügbar, die nach einem diagnostischen Test verabreicht werden können. Bei 34 dieser Wirkstoffe ist ein diagnostischer Vortest laut VFA vorgeschrieben, für weitere 8 Wirkstoffe wird ein solcher Test empfohlen.

Patienten nach bestimmten Diagnosekriterien in Untergruppen einzuteilen, um eine passende Behandlung für sie auszuwählen: Wenn das der Inbegriff von „personalisierter Medizin“ ist, sei das Konzept so neu nicht, merken Kritiker des Begriffs an. Schließlich seien gute Ärzte schon lange so vorgegangen – schon vor den neuen Einblicken in unsere molekularen Details.